Anticholinergika - Pillen gegen Schwitzen
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Anticholinergika gehören zur sogenannten systemischen Therapie des krankhaft übermäßigen Schwitzens. Hierbei handelt es sich um intern wirksame Substanzen, die die neurochemische Funktion des körpereigenen Überträgerstoffes Acetylcholin hemmen. Cholinerg bedeutet in diesem Zusammenhang "auf Acetylcholin reagierend." Acetylcholin oder kurz ACh ist der Neurotransmitter im Kreislauf des Schwitzens, der letztendlich die Signale an die Schweißdrüsen zur Abgabe ihres Sekretes kommuniziert.
Bei Verabreichung eines solchen Medikamentes werden die Impulse zwischen den Nervenenden zur Schweißdrüse behindert, so dass die überschießende Erregung, die zu einer hohen Schweißproduktion führt, gehemmt wird. Die Kontakthäufigkeit von ACh und Rezeptor wird vereinfacht ausgedrückt vermindert. Blockiert man den Ausstoß von Acetylcholin, so wird folglich auch der Schweißfluss reduziert.
Dies hört sich einfach an, ist in Wirklichkeit jedoch ein äußerst komplexer Vorgang, da viele Nervenendigungen des Parasympathikus über Acetylcholin gesteuert werden. Ein rein selektiver Vorgang zur Hemmung des Schweißstroms ist daher nicht erreichbar. Der Effekt der Schweißreduzierung geht meist auf Kosten einiger unerwünschter Nebenwirkungen (Mundtrockenheit, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, schneller und unregelmäßiger Pulsschlag, Magenbeschwerden, Verstopfung…).
Primär setzt man Anticholinergika effektiv bei der Behandlung einer Parkinson-Erkrankung ein. Das Angehen einer Schwitzerkrankung gehört eher zur Nebenindikation solcher Wirkstoffe. Zur Indikation der Behandlung einer Hyperhidrosis zählen leichte bis mittelschwere Fälle des generalisierten Schwitzens, somit der Form der Hypersekretion, die sich auf den gesamten Körper erstreckt. Zonale Schwitzerscheinungen wie axilläres Transpirieren oder Schwitzen an Händen und oder Füßen lassen sich mit anderen therapeutischen Verfahren effektiver angehen.
Die in Deutschland und im deutschsprachigen Raum bekanntesten Wirkstoffe sind Bornaprinhydrochlorid (Medikament Sormodren©) und Methanteliniumbromid (Medikament Vagantin©).
Da es bei dieser medikamentösen Therapie zu gravierenden Nebenwirkungen kommen kann ist eine ärztliche Begleitung zur Dosiseinstellung und Betreuung zwingend notwendig.
Die Erhöhung der Körpertemperatur, die durch die Abnahme der Schweißdrüsensekretion bei Einnahme eines Anticholinergikum bedingt ist, kann bei Sportlern, besonders bei extrem – oder Hochleistungssportlern, bei hoher körperlicher Belastung und bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit zur Gefahr werden und sich negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken.