Psychischer Leidensdruck

Da der Leidensdruck eines Hyperhidrotikers sehr stark ist, erscheint ein zeitlicher Ansatz von vielen Jahren Behandlungsdauer, wie etwa im Rahmen einer Psychoanalyse veranschlagt, für die Situation der Geplagten als sehr ungenügend. Man erhofft sich vielmehr eine möglichst rasche Beseitigung und Heilung des peinigenden Symptoms und keinen unbefriedigenden Heilungsaufschub auf etliche Jahre hinaus.

Starkes und unnatürliches Schwitzen führt bei den Betroffenen zu körperlichen und sozialen Mißempfindungen. Die quälenden Gedanken und Phantasien, mit denen ein Hyperhidrotiker zwangsläufig konfrontiert wird, können neben den für den Betroffenen ohnehin schon enormen Belastungen weitere pathologische Folgezustände bedeuten. Eine sehr häufig anzutreffende Folgekrankheit der Hyperhidrosis ist z.B. die Depression, die ihrerseits in vielseitigen und komplizierten Phänomenen auftreten kann und aus diagnostischer Sicht als äußerst schwer nachzuweisen gilt.
Synonyme für eine Depression sind bekannte Begriffe wie Schwermut oder auch Melancholie. Die Depression ist somit eine Gemütskrankheit, die mit psychoreaktiven aber auch physiologischen Symptomen einhergeht. Gerade auch der Hyperhidrotiker wird immer wieder infolge seines krankhaften Schwitzens in Phasen tiefster Trauer und in Augenblicke des Unglücklichseins versetzt, die den Auslöser für depressive Stimmungsphasen bilden. Wer wieder und wieder von seinen leidvollen und anfallsartigen Schweißausbrüchen geplagt wird, wer alle erdenklichen Wege und Mittel zur Behebung und Bekämpfung dieses Leidens meint ausgeschöpft zu haben, der erweist sich als potentiell gefährdet, zusätzlich an einer Depression zu erkranken. Ein geringes Maß an Selbstvertrauen, an Glauben hinsichtlich eigener Fähigkeiten, und dies auch besonders im gesellschaftlichen Miteinander, kann Indiz einer Depression sein und führt häufig zu depressionstypischen Haßgefühlen und Enttäuschungen über die eigene Person.

psychische Folgen einer Hyperhidrosis

  • symptomatische Depression
  • soziale Isolation
  • soziale Phobien

Es erscheint hinreichend nachvollziehbar, dass sich Hyperhidrosisbetroffene ihrer unkontrollierbaren Schweißsekretion wegen zutiefst schämen. Betroffene, die in Situationen, wo ein ungezwungenes Äußeres abverlangt wird, plötzlich ungeheuerlich zu transpirieren beginnen, möchten in solchen Momenten am liebsten im Erdboden versinken. Sie beginnen fortan an ihren eigenen Möglichkeiten zu zweifeln, sich selbst zu kritisieren, hart mit sich ins Gericht zu gehen und vereinzelt sogar sarkastisch hinsichtlich der eigenen Verhaltensauffälligkeiten zu werden. Wiederholen sich diese qualvollen Szenen, was bei einem Hyperhidrotiker ja zwangsläufig der Fall sein wird, so werden diese negativen, auf die eigene Person gezielten Emotionen, verstärkt. Der vom Schwitzen geqüalte Mensch wird folglich immer tiefer in ein Tal aus Trübseligkeit und Unglück fallen. Das leidvolle an der Folgekrankheit Depression ist auch der Umstand, dass es bei den Betroffenen zu einer doppelten Streßbelastung kommt. Der Hyperhidrotiker ist nicht mehr nur dem Streßerleben des exorbitanten Schwitzens ausgesetzt, er wird zusätzlich mit einem weiteren Stressor konfrontiert, nämlich der Depression selbst. Und das eine Depression unmittelbar als Streß erfahren wird, wurde unlängst in zahlreichen neurophysiologischen Untersuchungen belegt.
Ein solches Krankheitsbild, das sich als sogenannte Begleitdepression an ein körperliches Störungsbild wie das des pathologischen Schwitzens anschließt, bezeichnet man allgemein als“symptomatische Depression“. Besonders kritisch wird es für Betroffene, wenn im Zusammenhang mit dem Transpirationsgeschehen akute Depressionen auftreten und diese chronisch zu werden drohen.