psychogenes Schwitzen
Ein Hyperhidrotiker reagiert auf seine individuelle Problemsituation in auffälliger Weise mit einer übermäßigen Schweißsekretion, was als Folge seines seelischen Überdrucks und als Indiz einer innerpersönlichen Desintegrität verstanden werden kann.
Die Ursachen wiederum, die zur seelischen Überfrachtung führen, sind individuell sehr mannigfaltig und können im Kern neben Dissonanzen der menschlichen Grundbedürfnisse, wozu Werte wie Achtung, Liebe, Erfolg und Sexualität gehörig sind, auch mit Belastungen im Berufsleben, im familiären und vor allem im sozialen Bereich einhergehend sein. Die Grundlagen solcher Konfliktsituationen werden zeitlich meist schon in der frühen Kindzeit geschaffen, was im Zusammenhang mit der Neurosentheorie im ersten Kapitel bereits zum Ausdruck gebracht wurde.
Aufgrund der bewiesenen Tatsache, daß auch seelische Ursachen das Phänomen der Hyperhidrosis mitbeeinflussen, nicht selten werden diese sogar als die alleinige Wurzel der krankhaften Erscheinung beschrieben, erweist sich eine nur einseitig medizinische Behandlung dieser Erkrankung, z.B. ohne jegliche Berücksichtigung bedeutsamer psychischer Aspekte, mehr als unbefriedigend. Aus diesem Grund sollte neben einer medizinischen Begutachtung der Problematik des pathologischen Schwitzens stets auch begleitend eine psychologische Untersuchung des Betroffenen erfolgen. Eine Anamnese sollte daher nicht nur zur Exploration organischer Befunde erhoben werden, parallel sollte auf jeden Fall auch eine psychologische Ursachensuche ablaufen.
Es gilt also die Krankheitsursachen sowohl aus organischer, als auch aus psychologischer Perspektive abzuklären. Ein betroffener Hyperhidrotiker sollte sich vor Therapiebeginn zugleich einer medizinischen wie auch einer psychologischen Diagnostik, mit entsprechenden Befunderhebungen, unterziehen, was dem Idealfall von Diagnose und Behandlung gleichkäme.
Auch die pychischen Folgeerscheinungen einer Hyperhidrosis, das krankhafte Schwitzen führt in den meisten Fällen zu schweren Depressionen und allgemeinen Gemütserkrankungen, was als somata-psychische Reaktion aufgefaßt werden kann, verdeutlicht die Forderung einer differentialdiagnostischen Vorgehensweise zur Erkundung der Krankheitsauslöser. Wird dann bei differentialdiagnostischer Erhebung festgestellt, daß psychische Faktoren den Krankheitsprozeß mitbestimmen, so sollte der Diagnostiker dringlich auch auf die Möglichkeit des Patienten hinweisen, eine psychologische Therapie in Anspruch zu nehmen.
Das gleiche Prinzip hat aber auch umgekehrt eine verbindliche Gültigkeit. Stößt ein Behandler in der psychologischen Diagnosepraxis auf eventuelle organische Ursachen einer Hyperhidrosis, so muß sich folgerichtig eine körperliche Befunderhebung anschließen.